Donnerstag, 1. März 2012

Rest-Freiheit in der über-technisierten Industriegesellschaft

Was ist denn der Preis, den wir in einer unfrei haltenden technisch strukturierten, über-versorgten (westlichen) „Fortschritts-Gesellschaft für die Über- und Massenproduktion von angeblich technischen „Hilfsmitteln“ und fortgesetzten „Lebens-Erleichterungen“ zu bezahlen haben?

Abgesehen davon, das wir selber in diesem Prozess immer abhängiger und unfreier werden, sind wir nicht mehr in der Lage, allgemeine Unannehmlichkeiten auszuhalten und zu ertragen. Anstatt das ein KFZ etwa aus den 60/70ern mit einfacher Technik zur entsprechenden Fortbewegung genüge, werden immer kompliziertere Fahrzeuge und entsprechende „Technik“ entworfen, die auch immer weniger individuelle Entscheidungsfreiheit (und Reparatur dieser also schneller Austausch) zulassen.
Je mehr uns Technik an Selbstbestimmung abnimmt und entsprechende, strenger verwaltende „Spielregeln“ vorgibt, desto mehr haben wir an /durch sie an Selbstbestimmung & Restfreiheit „verloren“.
Je mehr wir uns ihr, dieser Technik anpassen und ihr unterordnen, desto weniger sind wir imstande, autonome, nicht vorher & fremd-bestimmte Entscheidungen zu treffen.
Inzwischen wird sogar das „Sterben“ fremd verwaltet und fremd justiert und klinisch/technisch über-verwaltend „betreut“.

Nur weil wir es nicht mehr aushalten, (dürfen) uns selbst zu spüren und uns zu vertrauen, unsere inneren Kräfte zu wecken, zu „entdecken“, wird uns vorgegaukelt, das technische Hilfsmittel unser Leben erleichtern würden. Im Gegenteil machen dazu sie uns in verstärkter Form und Anpassung an sie abhängig, apathisch, unselbstständiger und halten uns emotional auf dem Niveau von Bittstellern, wie unreife kleine Kinder gefangen, die permanent „versorgt“ werden und darum betteln (oder wenn sie älter sind: „arbeiten“) müssen .

Immer neue Spielzeuge werden uns gereicht und produziert, um diese bewusst inszenierte, kindliche Frustrationsintoleranz zu kompensieren und zu besänftigen, mit Versprechungen auf weitere Bequemlichkeiten (Wohlstand) verpackt und gestützt. Neben der Tatsache das dadurch für Menschen, die derart in fundamentale Abhängigkeit gebracht wurden, permanent weiter „produziert werden muss, erhöht sich deren Abhänggikeit von diesen, ihnen äußeren Instanzen.
Erst wenn Gefahren „erfahren“ werden, Konflikten gelassener ins Auge geblickt werden kann, wird man daran „wachsen und erwachsen“, selbstbestimmteres Vertrauen erlangen und eine echte Identität entwickeln. All das was eine über-behütende und technisch ausgefeilte, aber überversorgende Industriegesellschaft und die ihr angeschlossenen Produktionsinteressen nicht zulassen und massiv verwehren.
So könnte man ebenso auf dem technisch respektablen Niveau der 60er oder 70er Jahre verbleiben (Serge Latouche) und im Vertrauen darauf, anstehende Probleme eigenständiger lösen lernen und so die realere „Freiheit“ und das echte Selbstvertrauen der Menschen fördern, in dessen Überführung in gelebte Mündigkeit und sie nicht als fundamental unfreie Abnehmer in Konsumentenpose, als ewig Abhängige zu „erfassen“ versuchen.

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