Freitag, 4. Mai 2012

Konsumkritik für Nicht-Kritiker, Aha?


Die Einkaufsrevolution: Konsumenten entdecken ihre Macht,  v. Tanja Busse

Grundsätzlich mag man sich bei Betrachten dieses Titels freuen, endlich mal  wieder ein kritisches, aufrüttelndes Buch gefunden zu haben, aber bald danach, bei der Lektüre stellt man/frau/mensch (als aufgeklärte/r Zeitgenosse) fest, das es sich nur um die 234. Folge von "Perry Rhodan" hamdelt, für neo-grün umwehte "Ökos" und solche, die es werden wollen.
Erstens ist dieser Ansatz, den die Autorin zu dokumentieren vorgibt, weder neu, revolutionär noch besonders erhellend, sondern wird ebenso wieder nur als weiteres "Konsumobjekt" getarnt, gut gebündelt wie andere "Konsumprodukte" zum Verkauf angeboten.
Ein anderes Objekt der erzeugten Begierde, welches man im Endeffekt ebenso "kaufen" soll, wie jegliche andere, ähnliche "Konsumartikel".
(nur sei es, zumindest "diesmal" jedoch, grundsätzlich "richtig", oder?)
Schon recht weit vorne, werden in diesem Text bereits einseitig affirmativ, etablierte System- Verherrlicher, wie etwa Norbert Bolz, einer der sich der pseudo-konservativen Verteidigung bestehender Verwertungslogik, "wissenschaftlich" gewidmet hat, zu unkritisch zitiert, u.ä.

Zweitens: wer wirklich eigene Verhaltensweisen verändernd und entsprechend befreiende Konsumkritik "üben" möchte, sollte eher Arbeiten von Naomi Klein, etwa "No Logo" lesen, oder andere durchdachtere, weniger affirmativ aufgebauschte Texte durcharbeiten (Und sei es nur Entsprechendes aus den Schriften der "Frankfurter Schule"!) und diese Texte bitte nicht nur "konsumieren" und danach "zufrieden/befriedet" wie alte Schuhe in das entsprechende Regal zurücklegen,...!?

So waren es doch die von der Autorin kurz "ironisch zitierten" Sozialwissenschaftler, Horkheimer und Adorno, die bei ihrem Zwangsurlaub im Heimatland des Konsumrausches, den USA, damals vor Ort analysieren durften, wie Verwertungsindustrie funktioniert und welche einseitig, trügerischen Ziele diese grundsätzlich verfolgt.

Gegenüber Texten jener Frankfurter Schule erscheinen trivial herunter gebrochene Bücher wie dieses, eher wie profanisierte Fleißarbeiten oder Abi-Aufsätze (strebsamer Schüler), die zwar viele Fakten aufzählen, deren fehlender, ernsthafter politischer Ansatz jedoch, wie deren durchsichtige Zielvorstellungen und politisch zu affirmativ ausgelegte Orientierungslosigkeit, sich bereits am Titel und auf ein paar Probeseiten hinreichend ablesen und daran festmachen lassen.

Bedauerlich zu sehen, das die namhafte und substantiell erstaunlich klarsichtige Kritik der dt. Klassiker übersehen, schnöde geschmäht und nicht etwa vertieft wurde, sondern eher wie in Unverständnis dessen, fast veralbert wird, und deren Intensität wieder nur unausgegorene und stark mainstream affine, feuilletonistische, lapidarisierte Gedanken gegenüber gestellt werden.
Wie die Gebetsmühlenartig, seitenlang angeführten, bekannten Muster und Fallbeispiel, die dem Text in selbsttragender, authentifizierender Schulbuchmanier, Ernsthaftigkeit und Praxisbezug bescheinigen sollen. Aber was nützen jegliche Quellen, wenn diese nur anderen hinzuaddiert wurden und keine Herausforderung für die sichtlich bemühte Autorin darstellen, sich analytisch und in der Tiefe damit "ernsthaft" auseinander zu setzen?
Aber das scheint nun mal die äusserst ernsthafte Beschäftigung solcher, im "Mainstream" Journalismus verorteten und an den darin potentiell erreichbaren Auflagenhöhen ausgerichteten TexterInnen zu sein, zu denen auch diese Autorin gehören mag: Möglichst eine große Masse an zu veröffentlichendem Material abzuliefern, aber den Inhalt und politischen Sprengkraft etwa, die in solch einer Arbeit stecken könnte, mehr oder weniger zu vernachlässigen.
(Denn dabei würde man/frau/mensch sich auch selber und gelebtes Verhalten in Frage stellen müssen und das eigene, praktizierte Konsumentendasein überdenken?)

Und wieder mal ein weitere Text, der vorgibt aufzuklären und zu erhellen, aber schon im Titel das grundsätzliche Problem, den ausgebreiteten Konsumismus gnadenlos mit einbetoniert und an ihm vorbei sieht. Inhaltlich zwar ein paar lockere, heitere Anekdoten enthält und anzuführen mag, aber am Thema vorbei, den Blick auf die eigene Auflage gerichtet (?), viel wesentliches auslässt und an entsprechender, aber schwieriger, kritischer, jedoch gut zu begründender Analyse (wenn man es wirklich vorgehabt hätte, ..?) vorbeischrammt? Sich als Autorin damit eventuell nur auf irgendeiner Sachbuchbestsellerliste wiedergesehen haben möchte, um dem Bekanntenkreis vermitteln zu können, "seht her, auch ich habe etwas zum Thema "Konsumkritik" publiziert!?
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Na dann Bravo, Applaus und vergessen wir diese Buch einfach wieder, das uns zwar in Themen Bereiche hereinziehen mag, aber uns, um so verwirrter und ausweglos "genasführter" danach, zurücklässt, oder?
Und die traurige Erkenntnis aus der bisweilen anstrengenden Suche nach Erkenntnis in diesem Text ist, das auch hier, trotz "großem Geschrei darum", keine tiefere Erkenntnis vorliegt.
 
Denn einer der basal wichtigen Kritikpunkte an dieser allseits herrschenden, real allmächtigen Konsumgesellschaft wäre doch (abgesehen davon, sich darin nicht als Konsument verunglimpfen und auflösen zu lassen, ...) auch onthologisch (also seinsbewusster) zu erkennen, oder dazu mit-zu-verhelfen) das diese Form der allseits verwertenden Konsumgesellschaft der Mehrheit schadet. So hilfreich diese Gesellschaftsordnung bisweilen erscheinen mag und ebenso von Werbung und Medien entsprechend dargestellt und Milliarden-schwer hochgehübscht, sie den darin lebenden (ausharrend-vegetierenden) Menschen grundsätzlich und in industrialisiert hochgetuntem Maße massiv davon abhält, durch allerlei aufgezwungenes Konsumgut und  abhängig machende Dienstleistungen, (also in monetarisierter Hilfe ohne Selbsthilfe, ..) es ihnen "professionell" verweigert, sich selbst (unverwertet und unverwertbar) zu entdecken, eigenes zu er-schaffen und sich und das eigene Leben in der Tiefe bewusster zu erfassen, zu erkennen und überhaupt erst "eigen-mächtig" zu er-leben.



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